FischartenWels

Der Wels und der Klimawandel

Der Europäische Wels (Silurus glanis), der größte Süßwasserfisch Europas, hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Ausbreitung in Mitteleuropa, insbesondere in Deutschland, Österreich und der Schweiz, erfahren. Diese Entwicklung wird zunehmend mit den Auswirkungen des Klimawandels in Verbindung gebracht.

Verbreitung und Einfluss des Klimawandels

Ursprünglich im Donaueinzugsgebiet beheimatet, wurde der Wels in den 1970er Jahren in verschiedene mitteleuropäische Gewässer eingeführt. Aktuelle Beobachtungen zeigen eine signifikante Zunahme seiner Population in Flüssen und Seen dieser Region. Der Wels bevorzugt wärmere Gewässer; sein physiologisches Temperaturoptimum liegt zwischen 25 und 27 °C. Mit steigenden Wassertemperaturen infolge des Klimawandels findet der Wels zunehmend geeignete Lebensbedingungen vor, was seine Verbreitung fördert. Besonders betroffen sind Gewässer mit geringer Strömung, die sich schneller erwärmen, wie etwa Altwasserarme, Kanäle oder Stauseen.

Darüber hinaus begünstigt der Klimawandel auch die Ausbreitung invasiver Arten, was in Kombination mit der Zunahme des Welses die Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum in vielen Gewässern verschärft.

Zusammenhang mit Wassertemperaturen

Die Wassertemperatur spielt eine entscheidende Rolle für das Wachstum und die Fortpflanzung des Welses. Bei Temperaturen zwischen 25 und 27 °C erreicht der Wels optimale Wachstumsraten. Steigende Temperaturen verlängern zudem die Vegetationsperiode, wodurch der Wels mehr Zeit für Nahrungsaufnahme und Wachstum hat. Dies führt zu einer Zunahme sowohl der Individuenzahl als auch der durchschnittlichen Körpergröße.

In Studien wurde festgestellt, dass Welse in Gewässern mit durchschnittlich höheren Temperaturen schneller wachsen und früher geschlechtsreif werden. Dies ermöglicht ihnen eine schnellere Reproduktion und verschafft ihnen einen Vorteil gegenüber anderen, weniger anpassungsfähigen Fischarten. Gleichzeitig verschiebt sich ihr Lebensraum in höher gelegene oder kühlere Regionen, wo sie bisher nicht verbreitet waren.

Auswirkungen auf die Körpergröße

In den letzten Jahren wurden vermehrt außergewöhnlich große Exemplare des Welses in mitteleuropäischen Gewässern gefangen. So wurde beispielsweise in Bayern ein 2,81 Meter langer Wels gefangen, was auf die verbesserten Wachstumsbedingungen durch höhere Wassertemperaturen zurückgeführt wird.

Große Welse können sich auch als opportunistische Jäger etablieren, indem sie zunehmend größere Beutetiere wie Wasservögel oder kleine Säugetiere erbeuten. Dies zeigt, dass die steigenden Temperaturen nicht nur die Körpergröße und den Stoffwechsel des Welses beeinflussen, sondern auch sein Jagdverhalten und die ökologische Rolle in den Gewässern.

Ökologische Implikationen

Die zunehmende Präsenz großer Welse kann erhebliche Auswirkungen auf lokale Ökosysteme haben. Als dominante Raubfische können sie die Bestände anderer Fischarten dezimieren und somit die Biodiversität in den betroffenen Gewässern beeinträchtigen. Dies betrifft insbesondere kleinere Fischarten wie Rotaugen und Rotfedern sowie Jungfische von Raubfischen wie Zander oder Hecht. Auch Amphibienpopulationen und kleinere Wasservögel können durch den Wels stark zurückgehen.

Gleichzeitig verändert die Anwesenheit großer Welse die Nahrungsnetzstruktur und kann indirekte Effekte auf Pflanzen und Wirbellose im Gewässer haben. Diese komplexen Wechselwirkungen erfordern eine intensive wissenschaftliche Beobachtung, um mögliche langfristige Konsequenzen für die Ökosysteme zu verstehen.

Wels und Klimawandel – Management und Regulation

Um die Ausbreitung des Welses zu kontrollieren und negative Auswirkungen auf die Ökosysteme zu minimieren, werden in einigen Regionen bereits Managementstrategien umgesetzt. Dazu gehören gezielte Befischung, Regelungen für den Besatz und die Erstellung von Managementplänen für Gewässer mit hoher Welsdichte. Gleichzeitig bleibt der Wels ein wertvoller Ziel- und Speisefisch, der für Angler eine große Attraktivität hat.

Die Ausbreitung des Europäischen Welses in Mitteleuropa in den letzten Jahren steht in engem Zusammenhang mit den durch den Klimawandel bedingten steigenden Wassertemperaturen. Diese Entwicklung hat nicht nur zur Vergrößerung der Population, sondern auch zur Zunahme der durchschnittlichen Körpergröße und zur Veränderung der ökologischen Rollen des Welses geführt.

Die ökologischen Auswirkungen dieser Veränderungen erfordern weitere wissenschaftliche Untersuchungen, um geeignete Managementstrategien für die betroffenen Ökosysteme zu entwickeln und die Biodiversität in Mitteleuropas Gewässern langfristig zu sichern.

https://www.nordbayern.de/panorama/klimawandel-konnte-grund-dafur-sein-2-81-meter-langer-riesen-wels-aus-bayern-sorgt-fur-neuen-rekord-1.14508060

https://www.nordkurier.de/panorama/monster-welse-durch-klimawandel-was-bedeutet-das-fuer-die-natur-1852000

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