Dezember – Auf Hecht im Schnee
Ein verschneiter Morgen, Temperaturen knapp unter null, und ein kleiner Fluss, dessen Wasser träge und dunkel durch die winterliche Landschaft fließt – so begann mein Angeltag im Dezember. Um Punkt 6:30 Uhr morgens stand ich am Ufer, die ersten Spuren im frischen Schnee hinterlassend, während sich der Himmel langsam von der Nacht verabschiedete. Der Atem bildete kleine Wölkchen, und die eisige Kälte schien durch jede Schicht Kleidung zu dringen. Aber genau das macht den Reiz des Winterangelns aus: die Ruhe, die klare Luft und die Hoffnung, dass irgendwo ein großer Räuber auf der Lauer liegt.
Der Plan: Hecht im Wintermodus
Mein Zielfisch war der Hecht – ein Räuber, der im Winter oft tief im Wasser steht und auf langsame, gut präsentierte Köder reagiert. Der kleine Fluss, an dem ich mich befand, schlängelte sich malerisch durch ein Tal, gesäumt von schneebedeckten Bäumen. Die Strömung war moderat, und die tiefen Gumpen schienen ideale Winterverstecke für die Räuber zu bieten.
Meine Köderauswahl war auf den Winter abgestimmt: große Gummifische in natürlichen Farben, wie Weißfisch-Imitationen, und langsam geführte Wobbler, die mit ihrer trägen Bewegung die Aufmerksamkeit eines lethargischen Hechts auf sich ziehen sollten. Beliebte Modelle wie der Rapala X-Rap Jointed Shad oder der Salmo Slider standen ganz oben auf meiner Liste. Beide Wobbler sind für ihre realistische Aktion bekannt und ideal, um sie langsam und pausierend zu führen – perfekt für kaltes Wasser.
Ein frustrierender Start
Die ersten Stunden verliefen zäh. Trotz vielversprechender Spots – tiefere Gumpen hinter Baumstämmen und ruhigere Abschnitte hinter Kiesbänken rührte sich nichts. Weder Hecht noch Beute war zu erkennen, und auch die Köderwechsel brachten keine Bisse. Ich versuchte alles: den Gummifisch direkt über den Grund zu jiggen, den Wobbler mit ausgedehnten Pausen zu führen und sogar einen klassischen Spinnerbait einzusetzen, in der Hoffnung, einen Reflexbiss zu provozieren.
Die Kälte machte die Angelei nicht einfacher. Nach einer Stunde waren die Schnur und die Rutenringe immer wieder vereist, was den Köderlauf beeinträchtigte. Ich erwischte mich dabei, die Uhr zu kontrollieren – ein schlechtes Zeichen, wenn die Minuten sich wie Stunden anfühlen.
Der entscheidende Moment
Es war mittlerweile Nachmittag, und ich hatte schon überlegt, den Tag frühzeitig abzubrechen, als ich eine Stelle erreichte, die mir vielversprechend erschien. Ein tieferer Abschnitt mit langsam ziehendem Wasser, flankiert von einer steilen Böschung. Perfekt für einen Hecht, der dort auf Beute lauern könnte.
Ich montierte schließlich einen gelben Kopyto, um nichts unversucht zu lassen. Mit der ersten Auswurfbewegung landete der Köder sanft hinter einem ins Wasser ragenden Ast. Langsam holte ich ein, legte immer wieder kurze Pausen ein und ließ den Köder verführerisch „stehen“.
Plötzlich – ein harter Schlag in der Rute! Mein Puls schoss in die Höhe, die Kälte war vergessen. Der Fisch ging sofort in die Strömung und ließ sich nicht ohne weiteres vom Haken überzeugen. Nach einem kurzen, aber intensiven Drill glitt schließlich ein Hecht von etwa 70 cm Länge in den Kescher. Wahrlich kein Riese, aber in diesem Moment war es für die Mühen allemal wert.
Faszination Winterangeln
Nach einem kurzen Foto setzte ich den Hecht zurück in das kalte Wasser des Flusses. Es war ein symbolischer Abschluss für diesen Tag. Obwohl es nicht der erfolgreichste Angeltag war, hatte er doch seinen ganz eigenen Reiz. Die winterliche Stille, das Knirschen des Schnees unter den Stiefeln und die Herausforderung, unter schwierigen Bedingungen einen Fisch zu überlisten – all das macht das Angeln im Dezember zu einem Erlebnis.
Winterangeln ist nichts für Ungeduldige. Es fordert Geduld, Ausdauer und die Bereitschaft, trotz widriger Umstände weiterzumachen. Aber genau das macht die Faszination aus: der Moment, wenn die Mühe sich auszahlt, wenn das Wasser plötzlich lebt und man das Gefühl hat, mit der Natur verbunden zu sein.
Ich werde auch im nächsten Winter wieder hier stehen – vielleicht nicht nur für einen Hecht, sondern für die besondere Atmosphäre, die nur ein verschneiter Angeltag am Wasser bieten kann.