FischartenNase

Die Auswirkungen von Wasserkraftwerken auf die Nasenpopulation

Die Nase (Chondrostoma nasus) ist eine strömungsliebende Fischart, die in den Flüssen Mitteleuropas heimisch ist. Als Wanderfisch legt die Nase weite Strecken zurück, um geeignete Laichplätze zu erreichen. Ihre Populationen sind jedoch zunehmend durch den Ausbau von Wasserkraftwerken bedroht. Diese Anlagen beeinflussen die Nasenbestände durch Wanderhindernisse, hohe Mortalität bei der Turbinenpassage, Habitatveränderungen und kumulative Effekte entlang ganzer Flusssysteme.

Wanderhindernisse und Fragmentierung

Wasserkraftwerke stellen physische Barrieren dar, die die Durchwanderung von Fischen erheblich erschweren oder gar unmöglich machen. Dies betrifft insbesondere die Nase, die auf freie Fließstrecken angewiesen ist, um ihre Laichgründe in den Oberläufen der Flüsse zu erreichen. Ohne Zugang zu diesen Laichplätzen sinkt der Reproduktionserfolg der Populationen drastisch. Selbst Fischaufstiegsanlagen, die in vielen Wasserkraftwerken installiert sind, erweisen sich oft als ineffizient, da sie für strömungsliebende Arten wie die Nase nicht immer geeignet sind.

Beispielhafte Untersuchungen in der Donau zeigen, dass viele Fische Fischaufstiegsanlagen meiden oder sie nicht erfolgreich passieren können. Dies führt zur genetischen Isolation einzelner Bestände, was langfristig deren Überlebensfähigkeit beeinträchtigt.

Mortalität durch Turbinenpassage

Abwandernde Nasen, insbesondere Jungfische, sind beim Passieren von Turbinen erheblichen Risiken ausgesetzt. Studien zeigen, dass zwischen 10 % und 30 % der Fische tödliche Verletzungen durch Druckunterschiede, Scherkräfte und mechanische Beschädigungen erleiden. Neben direkten Verletzungen führen Stress und Erschöpfung häufig zu einer indirekten Erhöhung der Mortalität.

Eine Untersuchung am Inn zeigte, dass insbesondere kleinere Fische wie die Nase Schwierigkeiten haben, alternative Abstiegsrouten zu nutzen, da diese oft unzureichend gestaltet sind. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, technische Lösungen zu verbessern, um die Turbinenpassage sicherer zu gestalten.

Habitatveränderungen

Der Bau von Wasserkraftwerken und die dadurch entstehenden Stauseen führen zu erheblichen Änderungen der Flussdynamik. Natürliche Strömungsverhältnisse werden reduziert, und es bilden sich Staubereiche mit feinkörnigem Sediment. Diese Veränderungen zerstören die typischen Kies- und Schotterbänke, die die Nase als Laichhabitat benötigt.

Zusätzlich verringern sich durch die Veränderungen der Fließgewässer die Nahrungsverfügbarkeit und die Lebensraumvielfalt. Für die strömungsliebende Nase bedeuten solche Bedingungen, dass sie weniger geeignete Orte zur Nahrungssuche und Fortpflanzung findet. Langfristig können diese Habitatveränderungen dazu führen, dass Populationen schrumpfen oder ganz verschwinden.

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Negative Einflussfaktoren in Zusammenhang mit Wasserkraftwerken auf die Verbreitung der Nase

Kumulative Effekte entlang von Flüssen

In vielen großen Flusssystemen wie der Donau oder dem Rhein sind mehrere Wasserkraftwerke hintereinander gebaut worden. Diese sogenannte „kaskadierende Fragmentierung“ hat gravierende Folgen für wandernde Fischarten. Jede einzelne Barriere erhöht die Mortalität und schneidet Populationen von wichtigen Lebensräumen ab.

Die kumulativen Effekte betreffen nicht nur die Fortpflanzung, sondern auch die genetische Vielfalt und die Widerstandsfähigkeit gegen Umweltveränderungen. In stark fragmentierten Flusssystemen haben viele Populationen der Nase kaum eine Chance, langfristig zu überleben, da sie weder neue Lebensräume erschließen noch genetischen Austausch mit anderen Populationen betreiben können.

Ökologische Implikationen

Die Bedrohung der Nasenpopulation durch Wasserkraftwerke wirkt sich auch auf das ökologische Gleichgewicht der betroffenen Gewässer aus. Als Pflanzenfresser spielt die Nase eine wichtige Rolle im Nahrungsnetz, da sie Algen von Steinen abweidet und so das Wachstum von Makrophyten beeinflusst. Ein Rückgang der Nasenbestände kann zu einem Ungleichgewicht im Ökosystem führen, indem beispielsweise Algenwachstum unkontrolliert zunimmt.

Darüber hinaus dient die Nase als Nahrung für zahlreiche Raubfische wie Hecht und Zander. Ihr Rückgang kann somit indirekt auch die Bestände anderer Fischarten beeinflussen und das gesamte Ökosystem destabilisieren.

Schutz- und Managementmaßnahmen

Um die negativen Auswirkungen von Wasserkraftwerken auf die Nase zu minimieren, sind eine Reihe von Schutzmaßnahmen erforderlich:

Verbesserung der Fischaufstiegs- und Abstiegsanlagen: Moderne, strömungsgerechte Fischwege sollten entwickelt und installiert werden, um die Durchgängigkeit der Flüsse sicherzustellen.

Habitatrenaturierung: Die Wiederherstellung von Kiesbänken und dynamischen Strömungsverhältnissen kann der Nase geeignete Lebensräume zur Verfügung stellen.

Anpassung des Kraftwerksbetriebs: Turbinenlaufzeiten sollten so gesteuert werden, dass Fische nicht während ihrer Hauptwanderzeiten durch die Turbinen gelangen müssen.

Monitoring und Forschung: Regelmäßige Untersuchungen zur Bestandsentwicklung und zur Effektivität von Schutzmaßnahmen sind notwendig, um Managementstrategien zu optimieren.

Wasserkraftwerke haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Population der Nase. Wanderhindernisse, hohe Mortalitätsraten und Habitatveränderungen tragen wesentlich zum Bestandsrückgang dieser empfindlichen Fischart bei. Der Schutz der Nasenpopulation erfordert eine Kombination aus technischen, ökologischen und betrieblichen Maßnahmen sowie eine enge Zusammenarbeit zwischen Betreibern, Wissenschaftlern und Naturschutzbehörden.

Quellen

Studie: „Kumulative Auswirkungen von Wasserkraftanlagen auf wandernde Fischarten“ (Veröffentlichung der EU-Umweltagentur)

Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR): Auswirkungen von Wasserkraftwerken auf Wanderfische (iksr.org)

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB): Forschungsergebnisse zu Fischmortalität (igb-berlin.de)

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