FischartenZander

Die Dunkelheit als Verbündeter: Der Zander und seine Anpassungen an Nachtaktivität

Der Zander (Sander lucioperca) ist ein faszinierender Raubfisch, der sich besonders durch seine hohe Effektivität bei der Jagd in der Dämmerung und in der Nacht auszeichnet. Seine anatomischen und physiologischen Anpassungen, insbesondere an den Augen und das Nervensystem, machen ihn zu einem der erfolgreichsten nachtaktiven Raubfische Europas. Dieser Artikel beleuchtet die besonderen Eigenschaften des Zanders, die ihn für schlechte Lichtverhältnisse prädestinieren, und vergleicht ihn mit anderen nachtaktiven Raubfischen.


Zander: Ein Spezialist für die Nacht

Der Zander ist bekannt dafür, dass er bei schlechten Lichtverhältnissen besonders aktiv ist. Sein Jagdverhalten konzentriert sich auf die Dämmerung, die Nacht und trübes Wasser, da er diese Bedingungen zu seinem Vorteil nutzt. Diese Vorliebe hat evolutive Vorteile, da sie die Konkurrenz mit tagaktiven Raubfischen wie Hechten minimiert und ihm erlaubt, unvorsichtigere Beutefische zu jagen, die bei wenig Licht ihre Umgebung weniger gut wahrnehmen.

Warum Dämmerung und Nacht?

  • Geringere Konkurrenz: Während Hechte und Barsche tagsüber jagen, nutzt der Zander die Dämmerung und Nacht als sein primäres Jagdfenster.
  • Versteckte Annäherung: Beutefische können ihn im trübem Wasser oder bei schwachem Licht schwerer wahrnehmen.
  • Optimale Jagdbedingungen: Die reduzierte Sicht der Beute und die hohe Effizienz seiner Sinnesorgane schaffen perfekte Bedingungen für die Jagd.

Anpassungen der Augen an schlechte Lichtverhältnisse

Die Augen des Zanders sind sein wichtigstes Werkzeug für die Jagd in der Dunkelheit. Sie weisen mehrere spezifische Anpassungen auf, die ihm einen Vorteil in lichtarmen Umgebungen verschaffen:

1. Tapetum lucidum: Der Lichtverstärker

  • Der Zander besitzt ein Tapetum lucidum, eine reflektierende Schicht hinter der Netzhaut. Diese Struktur verstärkt die Lichtempfindlichkeit, indem sie einfallendes Licht zurück auf die Netzhaut reflektiert.
  • Das Tapetum lucidum macht den Zander besonders effektiv bei schlechten Lichtverhältnissen, da es das vorhandene Licht optimal ausnutzt.
  • Diese Anpassung führt dazu, dass die Augen des Zanders im Dunkeln oft silbrig oder leuchtend erscheinen.

2. Hohe Anzahl von Stäbchenzellen

  • In der Netzhaut des Zanders dominieren die Stäbchenzellen, die für das Sehen bei schwachem Licht verantwortlich sind.
  • Stäbchenzellen sind wesentlich empfindlicher als Zapfen, die für Farbsehen zuständig sind. Dies erklärt, warum der Zander auch in nahezu vollständiger Dunkelheit effektiv jagen kann.

3. Großflächige Pupillen

  • Die Pupillen des Zanders sind vergleichsweise groß und können sich stark erweitern, um mehr Licht einzufangen.
  • Diese Anpassung verbessert seine Sicht in trübem Wasser und bei wenig Licht erheblich.

Das Nervensystem: Effizienz in der Dunkelheit

1. Hochentwickelte sensorische Verarbeitung

  • Die Verarbeitung der Sinneseindrücke im Gehirn des Zanders ist auf die Dunkelheit spezialisiert. Signale aus den Augen werden effizient gefiltert und interpretiert, sodass selbst geringfügige Bewegungen wahrgenommen werden können.
  • Der Zander kann zwischen minimalen Kontrasten unterscheiden, was ihn zu einem äußerst präzisen Jäger macht.

2. Seitenlinienorgan

  • Ergänzend zu den Augen nutzt der Zander sein Seitenlinienorgan, um Bewegungen und Vibrationen im Wasser zu spüren. Diese Struktur ist besonders hilfreich in vollständiger Dunkelheit oder trübem Wasser, wenn die optische Wahrnehmung eingeschränkt ist.
  • Das Seitenlinienorgan ermöglicht es dem Zander, die Position von Beutefischen zu orten, selbst wenn diese nicht sichtbar sind.
Zander, Nacht, Nachtaktivität
Die Anpassung des Zanders and das jagen in der Nacht

Vergleich zu anderen nachtaktiven Raubfischen

1. Zander vs. Wels (Silurus glanis)

  • Augen: Welse verlassen sich weniger auf ihre Augen, da sie in nahezu vollständiger Dunkelheit jagen. Ihre Hauptsinnesorgane sind Barteln und das Seitenlinienorgan.
  • Jagdmethode: Welse jagen oft passiv, indem sie auf ihre Beute warten, während Zander aktiv Beutefische verfolgen.

2. Zander vs. Aal (Anguilla anguilla)

  • Augen: Aale haben zwar lichtempfindliche Augen, verlassen sich jedoch stark auf ihren Geruchssinn.
  • Aktivität: Aale sind ebenfalls nachtaktiv, haben jedoch eine weniger spezialisierte visuelle Jagdstrategie als der Zander.

3. Zander vs. Hecht (Esox lucius)

  • Tagesaktiv vs. Nachtaktiv: Hechte jagen vor allem tagsüber und verlassen sich auf ihre Sicht und Tarnung. Im Gegensatz dazu hat der Zander klare Vorteile bei schlechten Lichtverhältnissen.
  • Lichtsensitivität: Der Zander ist in trübem Wasser weitaus effektiver als der Hecht, dessen Sichtweite bei solchen Bedingungen eingeschränkt ist.

Zusammenfassung

Die Dunkelheit ist der natürliche Verbündete des Zanders. Mit seiner spezialisierten Augenanatomie, seiner lichtempfindlichen Netzhaut und dem hocheffizienten Nervensystem hat er sich perfekt an die Jagd bei schlechten Lichtverhältnissen angepasst. Er übertrifft viele andere nachtaktive Raubfische in seiner Präzision und Effektivität.

Diese Eigenschaften machen ihn nicht nur zu einem faszinierenden Studienobjekt der Fischökologie, sondern auch zu einer besonderen Herausforderung für Angler, die in der Dämmerung oder Nacht ihre Chancen suchen.


Weiterführende Literatur und Quellen

  1. Ali, M. A., & Anctil, M. (1976): „Retinas of Fishes: An Atlas.“ Springer-Verlag, Berlin.
  2. Froese, R., & Pauly, D. (2022): „FishBase: Sander lucioperca – Biological Features and Ecology.“ FishBase Consortium.“ Oxford University Press.
  3. Mehner, T. et al. (2005): „Impact of predation by Sander lucioperca on fish communities in lakes.“ Freshwater Biology, 50(1), 121-134.

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