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Die Fisch-Türklingel in Utrecht

Wenn Internetnutzer Fischen den Weg freimachen

In der niederländischen Stadt Utrecht wurde eine ebenso charmante wie innovative Idee umgesetzt, die beweist, wie moderne Technik und Bürgerbeteiligung praktischen Umweltschutz ermöglichen können: die „Visdeurbel“, zu Deutsch „Fischtürklingel“.

Was ist die Fischtürklingel?

Die Fischtürklingel ist ein digitales System, das wandernden Fischen wie Brassen, Zandern oder Hechten während ihrer Laichwanderung durch Schleusen hilft. Eine Unterwasserkamera an der Weerdsluis-Schleuse im Zentrum Utrechts liefert im Frühjahr rund um die Uhr Livebilder ins Netz. Internetnutzer können die Bilder in Echtzeit aufrufen – und wenn sie einen oder mehrere Fische erkennen, die vor der geschlossenen Schleuse warten, können sie die digitale Türklingel betätigen.

Dieses Signal erreicht den zuständigen Schleusenwärter. Dieser prüft daraufhin die Bedingungen vor Ort und entscheidet, ob er die Schleuse für die wartenden Fische öffnen kann. So entsteht ein direkter Beitrag zum Schutz der Fischwanderung – per Mausklick.

👉 Live mitverfolgen oder mitklingeln unter: visdeurbel.nl

Beteiligung schafft Bewusstsein

Was als lokales Umweltprojekt begann, ist heute ein europaweit beachtetes Beispiel für sogenannte „Citizen Science“. Jeder Klick zählt – denn durch die aktive Beteiligung der Öffentlichkeit werden nicht nur Fische direkt unterstützt, sondern auch Daten über deren Wanderverhalten gesammelt. Gleichzeitig steigt das Bewusstsein für die ökologischen Herausforderungen, mit denen wandernde Fischarten in unseren zunehmend regulierten Gewässern konfrontiert sind.

Warum braucht es die Türklingel überhaupt?

Viele Schleusen sind zwar für Boote wichtig, stellen für Fische aber ein erhebliches Hindernis dar. Während natürliche Flüsse früher freie Wanderwege boten, unterbrechen Schleusen heute oft die Wanderrouten – gerade in der sensiblen Laichzeit im Frühjahr. Die Fischtürklingel ist ein pragmatischer Weg, um diese Barriere zumindest phasenweise zu überbrücken.

Wann ist die Fischtürklingel aktiv?

Die visdeurbel ist jedes Jahr im Frühjahr zur Laichzeit aktiv – in der Regel zwischen März und Mai. In dieser Zeit ziehen viele Fischarten in flachere, ruhige Bereiche, um zu laichen. Gerade morgens und abends ist die Chance groß, auf der Kamera Fische zu entdecken – und sie durch einen Klick bei ihrer Wanderung zu unterstützen.

Ein Modell mit Vorbildcharakter

Die Fischtürklingel in Utrecht zeigt, wie mit einfachen Mitteln große Wirkung erzielt werden kann. Das Projekt verbindet moderne Technologie, aktiven Naturschutz und digitale Teilhabe – und es ist ein gutes Beispiel dafür, wie man Gewässerschutz innovativ denken kann. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Modell auch in anderen Städten Nachahmer findet – denn Fische brauchen freie Wege, und wir alle können dabei helfen.

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