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Einzelhakenpflicht beim Deadbaiten

Gut gemeint, aber kontraproduktiv?

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als ich das erste Mal gezwungen war, mit Einzelhaken beim Deadbaiten zu angeln. Der Verein, an dessen Gewässer ich unterwegs war, hatte eine neue Regelung eingeführt: Kein Drilling, kein System – nur ein einzelner Haken erlaubt. Die Begründung klang zunächst schlüssig:

Einzelhaken sollen eine bessere Zurücksetzbarkeit gefangener Raubfische ermöglichen, da sie sich vermeintlich leichter lösen lassen als Drillinge. Doch meine Erfahrungen an diesem Tag – und an vielen weiteren – ließen mich stark daran zweifeln, ob diese Regel wirklich so tierfreundlich ist, wie sie scheint.

Das Problem mit dem Einzelhaken beim Deadbaiten

Beim Spinnfischen mag ein Einzelhaken eine sinnvolle Alternative zu Drillingen sein. Die Bisse kommen oft aggressiv, und ein einzelner, gut platzierter Haken kann den Fisch sicher fassen, ohne ihn unnötig zu verletzen. Doch das Angeln mit totem Köderfisch ist eine völlig andere Disziplin.

Gerade bei größeren Köderfischen über 15cm empfiehlt sich einem System aus zwei Drillingen, sodass der Anschlag direkt beim Biss erfolgen kann. So wird der Fisch im vorderen Bereich oder seitlich im Maul gehakt und kann problemlos zurückgesetzt werden.

Doch mit einem Einzelhaken gestaltet sich das ganz anders. Viele Bisse enden mit einem Fehlbiss, weil der Haken zu spät greift oder der Raubfisch den Köder wieder ausspuckt. Und genau hier beginnt das eigentliche Problem.

Ungewollte Folgen: Fehlbisse und tief geschluckte Haken

Die Praxis zeigt: Viele (unverantwortlich handelnde) Angler, die mit Einzelhaken fischen müssen, lassen den Fisch beim Biss viel Schnur nehmen – oft mehrere Meter –, damit er den Köderfisch sicher ins Maul bekommt. Anstatt sofort anzuschlagen, wird gewartet, oft mehrere Minuten lang, damit der Einzelhaken tief im Fisch sitzt und ein Fehlbiss ausgeschlossen wird.

Das Ergebnis?

  • Der Hecht oder Zander schluckt den Köder samt Haken tief bis in den Magen.
  • Eine schonende Hakenlösung ist kaum noch möglich.
  • Die Überlebenschancen beim Zurücksetzen des Fisches sinken dramatisch.

Warum das Drilling-System tierschutzfreundlicher sein kann

Ein System mit zwei Drillingen mag auf den ersten Blick brutaler erscheinen – immerhin handelt es sich um mehrere Haken. Doch die Realität sieht anders aus:

  • Der Anschlag erfolgt sofort, sodass der Fisch im vorderen Bereich des Mauls sicher hakt.
  • Der Haken lässt sich leichter lösen, da er nicht tief im Fisch sitzt.
  • Die Überlebenschancen eines zurückgesetzten Fisches sind erheblich höher.
Drilling, System, Köderfisch
Mit einem System wie diesem aus 2 Drillingen lässt sich der Anhieb sofort nach dem Biss setzen

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

Die Einzelhakenpflicht beim Deadbaiten ist ein klassisches Beispiel dafür, dass gut gemeinte Regelungen in der Praxis oft das Gegenteil dessen bewirken, was sie eigentlich erreichen sollen.

Einzelhaken sind beim Spinnfischen eine sinnvolle Alternative, wobei ich auch beim angeln mit großen Gummifischen auf Stinger setze. Doch beim Angeln mit totem Köderfisch führen Einzelhaken in der Praxis nicht zu einer besseren Zurücksetzbarkeit der Fische – im Gegenteil: Sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass der Haken tief geschluckt wird und der Fisch nicht mehr überlebensfähig ist.

Ein Plädoyer für flexiblere Regelungen

Anstatt eine pauschale Einzelhakenpflicht für alle Angelmethoden zu verhängen, wäre es sinnvoller, die tatsächlichen Auswirkungen auf die Fische zu analysieren und differenzierte Regeln zu erlassen. Eine praktikable Alternative könnte sein:

  • Erlaubnis für zwei Drillinge beim Deadbaiten, um Fehlbisse zu minimieren und den Fisch schonend zu haken.
  • Verpflichtung zum sofortigen Anschlag nach einem Biss, um tiefes Schlucken zu verhindern.
  • Schulungen oder Informationsmaterial für Angler, um die richtige Handhabung und Zurücksetzung von Raubfischen zu verbessern.

Solche Maßnahmen wären zielführender, als eine starre Einzelhakenpflicht, die in der Realität oft mehr Schaden als Nutzen verursacht. Denn letztlich geht es nicht nur darum, Regeln zu erlassen – sondern sicherzustellen, dass sie wirklich zum Schutz der Fische beitragen.

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