Eisangeln einst und heute
Vom Traditionssport zur schwindenden Praxis
Angeln im Winter hat eine besondere Faszination, und das Eisangeln nimmt dabei nochmals eine Sonderstellung ein. Die Anforderungen an Gerät, Montage oder Angeltechnik sind dabei weniger im Vordergrund, das Naturerlebnis und die Kälte der man zu trotzen hat machen es zu einem unvergleichlichen Erlebnis. Früher in vielen Regionen noch fixer Bestandteil des Angelkalenders, ist Eisfischen in unseren Breiten mittlerweile zu einer Randerscheinung geworden. Der Grund dafür ist denkbar einfach: es gibt kein Eis mehr.
Eisangeln hat eine lange Tradition in Regionen mit strengen Wintern und zuverlässig zugefrorenen Gewässern. Mit den milder werdenden Wintern und der fortschreitenden Klimaerwärmung ist das Eisangeln in vielen Regionen nahezu verschwunden. Ein genauer Blick auf die Geschichte, die aktuellen Entwicklungen und die Auswirkungen auf die Anglergemeinschaft zeigt, wie tiefgreifend dieser Wandel ist.
Eisangeln in der Vergangenheit: Tradition und Gemeinschaft
In der Vergangenheit war das Eisangeln ein fester Bestandteil des Winters. Sobald die Gewässer im Spätherbst zufroren und das Eis eine sichere Dicke erreichte, machten sich Angler auf, um Löcher ins Eis zu bohren und Fische wie Hecht, Zander, Barsch oder Forelle zu fangen. Besonders in ländlichen Regionen war das Eisangeln nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, sondern auch eine Möglichkeit, frischen Fisch auf den Speiseplan zu bringen.
Eisangeln war häufig mit Gemeinschaft und Tradition verbunden. Familien oder Freundeskreise trafen sich auf den zugefrorenen Seen, um gemeinsam zu angeln. Neben dem eigentlichen Fischen war auch das Beisammensein ein wichtiger Teil der Erfahrung.
Die Ausrüstung damals und heute
Die Ausrüstung für das Eisangeln war früher denkbar einfach: Ein handbetriebener Eisbohrer, eine kurze Angelrute mit einer robusten Schnur und einfache Köder reichten aus. Mit der Zeit hat sich die Technik weiterentwickelt. Heute stehen moderne Geräte wie motorisierte Eisbohrer, beheizte Angelzelte und präzise Echolote zur Verfügung, um Fische unter dem Eis zu orten. Doch selbst die beste Ausrüstung nützt wenig, wenn die Gewässer nicht mehr zuverlässig zufrieren.
Tipp: Wenn ihr gerne Eisangeln gehen würdet, aber keine Ahnung habt wie ihr das mit dem Zelt, Loch bohren und Equipment auf die Reihe bekommen sollt, seht euch dieses Video an. Karpfen angeln im Eis kann so einfach sein…
Der Einfluss des Klimawandels: Warum Eisflächen verschwinden
Der Rückgang des Eisangelns ist eng mit der Klimaerwärmung verknüpft. In den letzten Jahrzehnten sind die Durchschnittstemperaturen in den Wintermonaten deutlich gestiegen. Dies hat mehrere Auswirkungen auf die Gewässer:
Die milder werdenden Winter führen zu kürzeren Frostperioden, wodurch Seen und Flüsse in vielen Regionen kaum noch oder nur für sehr kurze Zeiträume zufrieren. Selbst wenn sich Eisflächen bilden, erreichen diese oft nicht mehr die notwendige Dicke, um sicheres Eisangeln zu ermöglichen. Zusätzlich erschweren häufige Temperaturschwankungen und Regenfälle im Winter die Bildung stabiler und tragfähiger Eisdecken, was das Eisangeln weiter einschränkt.
Eine Untersuchung der Europäischen Umweltagentur zeigt, dass die Anzahl der Frosttage in Mitteleuropa seit den 1960er Jahren um mehr als 20 % zurückgegangen ist. Gleichzeitig hat die globale Durchschnittstemperatur in den letzten 100 Jahren um etwa 1,1 Grad Celsius zugenommen.
Das Verschwinden der Eisflächen in Zahlen
Statistiken belegen den Rückgang stabiler Eisdecken in Binnengewässern. Laut einer Studie des Deutschen Wetterdienstes haben sich die Perioden, in denen Seen zuverlässig zufrieren, in den letzten 50 Jahren um etwa drei Wochen verkürzt. In Österreich und der Schweiz zeigen ähnliche Erhebungen, dass viele Gewässer, die früher regelmäßig zugefroren waren, heute nur noch sporadisch oder gar nicht mehr vereisen.
Ein Beispiel ist der Bodensee: Während in den 1960er Jahren der sogenannte „Seegfrörne“ – das vollständige Zufrieren des Obersees – noch mehrmals dokumentiert wurde, ist dies in den letzten Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen. Solche Entwicklungen spiegeln sich in vielen Binnengewässern wider.
Mit den schwindenden und dünner werdenden Eisdecken steigt das Risiko für Angler, die sich auf das Eis wagen. Während früher die Eisdecke oft mehrere Monate stabil blieb und eine Dicke von 20 bis 30 Zentimetern erreichte, sind solche Werte heute selten. In vielen Fällen liegt die Dicke nur noch bei 5 bis 10 Zentimetern – weit unter der sicheren Marke. Dadurch wird das Eisangeln nicht nur weniger zugänglich, sondern auch, wenn überhaupt möglich, deutlich gefährlicher.
Die Zukunft des Eisangelns
Angesichts des fortschreitenden Klimawandels wird das Eisangeln in unseren Breiten vermutlich weiter an Bedeutung verlieren. In nördlichen Ländern wie Finnland, Schweden oder Kanada, wo die Winter kälter und länger sind, bleibt das