Entnahmefenster für Fische zum nachhaltigen Schutz der Bestände

Klassische Mindestmaße vs. Entnahmefenster beim Angeln
Während klassische Mindestmaße (Brittelmaße) in der Fischerei längst etabliert sind, gewinnen sogenannte Entnahmefenster zunehmend an Bedeutung. Dabei wird nicht nur ein Mindestmaß festgelegt, sondern auch ein Höchstmaß, sodass nur Fische innerhalb einer bestimmten Größenrange entnommen werden dürfen.
Dieses Konzept soll sicherstellen, dass große, kapitale Laichfische in den Gewässern verbleiben und die Bestände nachhaltig stärken. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die wissenschaftlichen Hintergründe, internationale Vorbilder und die Entwicklungen in Deutschland.
Warum Entnahmefenster sinnvoll sind
Zahlreiche Studien, unter anderem von Prof. Dr. Robert Arlinghaus und dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, zeigen: Große Fische sind nicht nur begehrte Fangobjekte, sondern auch die produktivsten Laichfische. Ihre Nachkommen weisen eine höhere Überlebensrate auf und tragen maßgeblich zur Stabilität von Fischbeständen bei. Kleine und junge Fische hingegen müssen die Möglichkeit haben, mindestens einmal zu laichen. Entnahmefenster schützen beide Gruppen und fördern somit einen gesunden Alters- und Größenaufbau im Gewässer.
Internationale Beispiele
In Skandinavien sind Entnahmefenster seit Jahren fester Bestandteil der Fischereipolitik. Besonders Norwegen und Schweden setzen sie erfolgreich ein, um Wildfischbestände langfristig zu sichern. Auch in den USA und Kanada sind sogenannte „slot limits“ ein bewährtes Instrument im Fischereimanagement. Diese Regelungen werden von Anglern dort weitgehend akzeptiert, da die Vorteile für den Bestand und die Qualität der Fänge offensichtlich sind.
Entnahmefenster in Deutschland
In Deutschland gibt es bislang nur in einigen Bundesländern und ausgewählten Gewässern verpflichtende Entnahmefenster. Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg etwa haben in bestimmten Gewässern bereits Fensterregelungen für Hecht und Zander eingeführt. Vereine und Gewässerbewirtschafter, die freiwillig solche Regelungen umsetzen, berichten von positiven Effekten: Die Bestände erholen sich, es gibt mehr große Fische und der Angeldruck verteilt sich besser.
Kritikpunkte und Vorbehalte
Kritiker argumentieren, dass Entnahmefenster zu komplizierten Regelungen führen und für Hobbyangler schwer nachvollziehbar sind. Außerdem besteht die Sorge, dass besonders große Fische aufgrund ihrer Kampfkraft und des erhöhten Drill-Stresses trotz Zurücksetzen verenden könnten. Doch Studien belegen, dass bei sachgerechtem Umgang die Überlebensrate sehr hoch ist.
Ein Plädoyer für mehr Entnahmefenster
Entnahmefenster sind ein bewährtes Mittel für nachhaltige Fischerei. Sie kombinieren den Schutz besonders wertvoller Fische mit der Möglichkeit, maßige Fische für den Eigenverzehr zu entnehmen. Gerade in Zeiten zunehmenden Angeldrucks und sich verändernder Ökosysteme ist es sinnvoll, dieses Managementinstrument stärker in Deutschland zu etablieren. Mit gut kommunizierten Regelungen, begleitender Aufklärung und Einbindung der Anglerschaft lassen sich langfristig stabile und gesunde Bestände erreichen – zur Freude von Anglern und zum Schutz der Natur.