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Fressverhalten von Karpfen: Ein vermeintlicher Friedfisch mit überraschendem Fressverhalten

Der Karpfen (Cyprinus carpio) gilt gemeinhin als typischer Friedfisch. Mit seinem breiten Maul und den Barteln am Kopf wird er vor allem mit der Suche nach pflanzlicher Nahrung am Gewässergrund in Verbindung gebracht. Doch so eindeutig ist sein Ernährungsverhalten nicht: Immer wieder berichten Angler, dass Karpfen auch auf Köderfische beißen. Wie pflanzlich ernährt sich der Karpfen tatsächlich? Und ist er in der Lage, lebende Fische zu fressen? Tauchen wir ein in die faszinierende Welt dieses vermeintlichen Friedfisches.

Ernährung: Mehr als nur Pflanzenfresser

Karpfen sind von Natur aus Omnivoren, also Allesfresser. Ihre Hauptnahrung besteht zwar aus pflanzlichem Material wie Algen, Wasserpflanzen und Pflanzenresten, doch das ist nur die halbe Wahrheit. Sie ernähren sich auch von tierischen Proteinen wie:

  • Insektenlarven (z. B. Zuckmückenlarven),
  • Kleinkrebsen (z. B. Gammarus),
  • Würmern und anderen wirbellosen Tieren.

Die Anpassungsfähigkeit des Karpfens ist beeindruckend. Er filtert Nahrung aus dem Sediment und nutzt seinen sensorischen Tastsinn, um selbst kleinste Partikel zu finden. Dabei ist er besonders effizient darin, tierische und pflanzliche Nahrung zu trennen.

Saisonal unterschiedliches Fressverhalten von Karpfen

Das Fressverhalten von Karpfen passt sich stark den Jahreszeiten an. Im Sommer, wenn das Wasser warm ist und Nahrungsquellen reichlich vorhanden sind, dominieren pflanzliche Bestandteile wie Algen, Samen und Wasserpflanzen seine Ernährung. Der Karpfen sucht aktiv flache, sonnige Bereiche auf, wo sich seine bevorzugten Nahrungsquellen konzentrieren.

Im Frühling und Herbst steht dagegen eine ausgewogene Mischung aus tierischer und pflanzlicher Nahrung im Fokus. Während des Frühjahrs helfen eiweißreiche Insektenlarven und Würmer dem Karpfen, nach der Winterruhe Energie aufzubauen. Im Herbst legt der Karpfen Fettreserven für die Wintermonate an und ist daher besonders aktiv auf der Suche nach kalorienreicher Nahrung.

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Fressverhalten von Karpfen im Jahresverlauf

Im Winter verlangsamt sich sein Stoffwechsel, und das Fressverhalten von Karpfen konzentriert sich auf leicht verfügbare tierische Proteine, die ihm die nötige Energie liefern. Hierbei spielen kleine wirbellose Tiere wie Zuckmückenlarven oder Schnecken eine wichtige Rolle. Wasserpflanzen treten in dieser Zeit stark in den Hintergrund.

Karpfen als Raubfisch?

Obwohl der Karpfen nicht als Raubfisch gilt, ist er durchaus in der Lage, auf größere Beute zu gehen. Es gibt zahlreiche Berichte von Anglern, die beim Zander- oder Hechtangeln überraschend Karpfen an den Haken bekommen haben – und das auf Köderfische! Diese Beobachtungen lassen auf ein opportunistisches Jagdverhalten schließen, insbesondere wenn:

  • andere Nahrungsquellen knapp sind,
  • die Fische gestresst oder geschwächt sind und daher leicht zu fangen,
  • die Gewässerbedingungen es zulassen, etwa bei stark besetzten Gewässern.

Ob Karpfen aktiv lebende Fische jagen, ist schwer zu bestätigen. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass sie kleinere oder verletzte Fische gelegentlich aufnehmen, wenn sich die Gelegenheit bietet.

Warum beißen Karpfen auf Köderfische?

Einige mögliche Erklärungen für dieses Verhalten sind:

  1. Geruch und Geschmack: Der Karpfen ist durch seinen ausgeprägten Geruchssinn in der Lage, Proteine in einem Köderfisch wahrzunehmen. Diese könnten ihn an tierische Nahrung wie Würmer oder Larven erinnern.
  2. Neugier: Karpfen sind neugierige Fische, die auf auffällige Bewegungen oder Düfte reagieren. Ein Köderfisch kann ihre Aufmerksamkeit erregen, auch wenn sie ihn nicht als Beute wahrnehmen.
  3. Energiebedarf: Insbesondere größere Karpfen könnten auf energiereiche Nahrung wie Fische zurückgreifen, um ihren Bedarf effizient zu decken.

Pflanzliche Ernährung: Wie stark ist sie wirklich?

Der pflanzliche Anteil in der Karpfennahrung variiert stark je nach Jahreszeit und Gewässer. Im Sommer, wenn Wasserpflanzen und Algen reichlich vorhanden sind, dominieren diese Nahrungsquellen. Im Winter hingegen sind tierische Proteine oft die Hauptnahrung, da sie leichter verfügbar und energiereicher sind.

Typische pflanzliche Nahrung:

  • Algen und Biofilm auf Steinen und Pflanzen,
  • Samen und Körner (z. B. von Wasserpflanzen),
  • Blätter und Stängel von Unterwasserpflanzen.

Fressverhalten von Karpfen – Ein flexibler Überlebenskünstler

Der Karpfen ist weit mehr als ein friedlicher Pflanzenfresser. Seine Fähigkeit, sich an unterschiedliche Nahrungsquellen anzupassen, macht ihn zu einem opportunistischen Allesfresser. Dass er gelegentlich auf Köderfische beißt, ist kein Zufall, sondern ein Hinweis auf seine Anpassungsfähigkeit und Neugier. Ob er aktiv lebende Fische jagt, bleibt jedoch fraglich und ist vermutlich eher eine Ausnahme als die Regel. Für Angler bedeutet das: Auch beim Friedfischangeln kann der Karpfen mit ungewöhnlichem Verhalten überraschen.

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