Immer weniger Fische im Bodensee
Der Bodensee, einer der größten Binnenseen Europas, steht vor erheblichen ökologischen Herausforderungen, die zu einem drastischen Rückgang der Fischbestände und einem Rückzug vieler Berufsfischer geführt haben.
Die Hauptfaktoren für diese Entwicklung sind der niedrige Phosphorgehalt des Sees, die zunehmende Population von Kormoranen und die Ausbreitung der invasiven Quagga-Muschel.
Niedriger Phosphorgehalt:
In den vergangenen Jahrzehnten wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, den Phosphorgehalt im Bodensee zu reduzieren, um die Wasserqualität zu verbessern. Vor 40 Jahren lag der Phosphorgehalt bei fast 90 Mikrogramm pro Liter Seewasser; heute beträgt er etwa 8 Mikrogramm. Diese Reduktion hat jedoch auch zu einem Rückgang des Planktons geführt, der Hauptnahrungsquelle vieler Fischarten wie der Felchen. Fischer berichten, dass die Fische zeitweise nichts zu fressen haben, was zu einem drastischen Rückgang der Fangerträge geführt hat.
Kormoran-Population:
Die steigende Zahl von Kormoranen am Bodensee stellt eine weitere Herausforderung dar. Diese Vögel ernähren sich hauptsächlich von Fisch und können erhebliche Mengen konsumieren. Einige Fischer fordern daher eine Reduktion des Kormoranbestands um zwei Drittel, um den Druck auf die Fischbestände zu verringern.
Ausbreitung der Quagga-Muschel:
Seit ihrem ersten Nachweis im Bodensee im Jahr 2016 hat sich die Quagga-Muschel rasant ausgebreitet. Diese invasive Art filtert große Mengen Plankton aus dem Wasser, was zu einer weiteren Verringerung der Nahrungsgrundlage für Fische führt. Zudem besiedelt sie technische Einrichtungen wie Wasserentnahmerohre und verursacht erhebliche wirtschaftliche Schäden.
Auch Sportangler leiden unter den Problemen am Bodensee
Auch das Sportangeln am Bodensee bleibt vom Rückgang der Fischbestände nicht verschont. Besonders deutlich spürbar ist die Abnahme der Felchenfänge, einer der beliebtesten Zielfische am See. Viele Freizeitangler berichten, dass ehemals produktive Stellen heute oft leer bleiben oder nur vereinzelt Fische bringen. Selbst erfahrene Angler müssen deutlich mehr Zeit investieren, um erfolgreich zu sein. Gleichzeitig leidet die Attraktivität des Gewässers für Gastangler, was sich negativ auf den Angel-Tourismus und die damit verbundenen Einnahmen für Bootsverleiher, Angelgeschäfte und Beherbergungsbetriebe auswirkt. Trotz hervorragender Wasserqualität sinkt also auch aus Sicht der Sportfischerei der fischereiliche Ertrag – und das wird von vielen Anglern mit wachsender Sorge beobachtet.
Mögliche Gegenmaßnahmen:
Erhöhung des Phosphorgehalts:
Pro: Eine moderate Erhöhung könnte das Planktonwachstum fördern und somit die Nahrungsgrundlage für Fische verbessern.
Contra: Ein zu hoher Phosphorgehalt kann zu Eutrophierung führen, was negative Auswirkungen auf die Wasserqualität und das ökologische Gleichgewicht des Sees haben könnte.
Regulierung der Kormoran-Population:
Pro: Eine kontrollierte Reduktion könnte den Druck auf die Fischbestände verringern und den Fischern zugutekommen.
Contra: Kormorane sind geschützte Tiere, und Eingriffe in ihre Population könnten ethische und rechtliche Bedenken aufwerfen.
Bekämpfung der Quagga-Muschel:
Pro: Maßnahmen zur Eindämmung könnten die negativen Auswirkungen auf das Ökosystem und technische Infrastrukturen reduzieren.
Contra: Die vollständige Ausrottung ist aufgrund der raschen Ausbreitung und Anpassungsfähigkeit der Muschel schwierig.
Die komplexen Herausforderungen am Bodensee erfordern ein ausgewogenes und nachhaltiges Management, das sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Fischern, Umweltschützern und politischen Entscheidungsträgern ist unerlässlich, um effektive Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.