Infos zum geplanten Bleiverbot beim Angeln
Hintergründe, Herausforderungen und Perspektiven
Die Diskussion um den Einsatz von Blei in der Angelfischerei nimmt erneut Fahrt auf. Bereits seit Jahren wird Blei als Umweltproblem identifiziert, vor allem aufgrund seiner Giftigkeit und der Gefahr für Wasservögel. Nun liegt ein neuer Entwurf der Europäischen Kommission vor, der das Ziel verfolgt, Blei in Angelzubehör stufenweise zu verbieten.
Was bedeutet ein solches EU Bleiverbot konkret für Angler, die Industrie und die Gewässer? Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick.
Hintergrund: Warum Blei ins Visier gerät
Blei ist ein Schwermetall, das in der Natur nicht abgebaut wird und langfristig Umwelt und Tiere schädigt. Besonders Wasservögel verwechseln kleine Bleipartikel mit Nahrung oder Steinchen, verschlucken diese und verenden qualvoll. Auch die Akkumulation von Blei in Gewässern und Böden ist besorgniserregend. Während das Verbot von Bleimunition in Feuchtgebieten bereits seit Jahren besteht, rückte die Angelfischerei in den Fokus. Laut Schätzungen der European Chemicals Agency (ECHA) könnten in den kommenden 20 Jahren bis zu 876.000 Tonnen Blei in die Umwelt gelangen – ein Großteil davon durch Hobbyangeln.
Was plant die EU konkret beim Bleiverbot zum Angeln?
Der vorliegende Entwurf sieht eine schrittweise Umsetzung vor: Leichtere Bleigewichte (unter 50 g) sollen innerhalb von drei Jahren aus dem Verkehr gezogen werden, schwerere Gewichte innerhalb von fünf Jahren. Zusätzlich sollen bereits sechs Monate nach Inkrafttreten der Verordnung Montagen und Bleidraht vom Markt verschwinden, die im Wasser verbleiben könnten. Angelzubehör mit mehr als 1 % Bleianteil darf man künftig nicht mehr ins Gewässer einbringen. Auch besondere Regelungen für Verpackungen, Kennzeichnungspflichten und nationale Sonderregelungen sind Teil des Plans.
Reaktionen: Zwischen Zustimmung und Skepsis
Naturschutzorganisationen begrüßen das Vorhaben und verweisen auf Studien, die die Risiken von Blei für Vögel und andere Wildtiere belegen. Der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) hingegen fordert Nachbesserungen. Die Hauptkritik: Die wissenschaftliche Basis sei nicht ausreichend, um die Bedeutung von Angelblei für die Umweltbelastung eindeutig zu beziffern. Hinzu komme die Sorge um die wirtschaftliche Belastung für Angler und kleine Hersteller.
Alternative Materialien: Lösungen und Herausforderungen
Bereits heute gibt es Alternativen zu Blei – etwa Tungsten (Wolfram), Stahl, Bismut, Keramik oder glasummantelte Gewichte. Doch alle Alternativen haben Nachteile: Tungsten ist teuer, Stahl und Zink sind schwerer und voluminöser, Bismut ist brüchig und in großen Mengen nicht überall verfügbar. Zudem unterscheiden sich Laufeigenschaften und Sinkverhalten von Blei teils deutlich von jenen der Alternativen, was das Angeln für viele Techniken erschwert.
Blick nach Skandinavien und Großbritannien
In Ländern wie Dänemark oder Großbritannien existieren bereits teils umfassende Bleiverbote beim Angeln. Die dortigen Erfahrungen zeigen: Die Umstellung ist möglich, aber teuer und erfordert Geduld. Viele Angler berichten von Kompromissen bei der Köderpräsentation und höheren Kosten. Dennoch führte die Umstellung zu messbaren Verbesserungen im Gewässerschutz.
Auswirkungen auf die Anglergemeinschaft
Die 6,5 Millionen Angler in Deutschland blicken dem Verbot mit gemischten Gefühlen entgegen. Während man das Umweltargument verstehen kann, sorgen sich viele um die Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Alternativen. Auch die Sorge, dass es zu einem Schwarzmarkt für Bleiprodukte kommen könnte, wird geäußert. Hersteller müssen in den kommenden Jahren massiv investieren, um Innovationen voranzutreiben.
Zwischen Umweltverantwortung und Praxis
Das Bleiverbot ist ein Schritt in Richtung mehr Umweltschutz, den kaum jemand in seiner Intention in Frage stellt. Allerdings ist die Umsetzung eine Herausforderung. Um eine erfolgreiche und akzeptierte Umstellung zu erreichen, braucht es realistische Übergangsfristen, Förderprogramme für Forschung und Entwicklung sowie praxisnahe Alternativen für alle Angelmethoden. Nur dann können Angler, Natur und Industrie gemeinsam von dieser Veränderung profitieren.
Quellen
- European Chemicals Agency (ECHA)
- Deutscher Angelfischerverband (DAFV)
- Bundesumweltministerium Deutschland