Renaturierungsmaßnahmen und ihre Auswirkungen auf den Fischbestand
Politische Lage und Zukunftsperspektiven in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Die Renaturierung von Gewässern ist eine der zentralen Ökosystem-Maßnahmen, um den Rückgang der Biodiversität aufzuhalten und gleichzeitig ökologische, soziale und wirtschaftliche Vorteile zu schaffen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird intensiv daran gearbeitet, Flüsse, Auen und Seeufer wieder naturnaher zu gestalten.
Im Folgenden werden die politischen Hintergründe, geplanten Zeitpläne und erwarteten Auswirkungen auf den Fischbestand sowie das Sportfischen ausführlicher dargestellt.
Politische Lage und Zeitpläne
Deutschland
Im Juni 2024 hat die EU das Renaturierungsgesetz verabschiedet, das vorschreibt, bis 2050 mindestens 20 Prozent der degradierten Ökosysteme wiederherzustellen. Für Deutschland bedeutet dies erhebliche Investitionen in die Revitalisierung von Flüssen, Auen und Mooren. Die Bundesregierung hat dazu konkrete Pläne vorgelegt, darunter das Ziel, bis 2030 insgesamt 25.000 Kilometer Fließgewässer zu renaturieren. Zur Umsetzung dieser Maßnahmen werden jährlich 1,5 Milliarden Euro bereitgestellt, die sowohl aus EU-Fonds als auch aus nationalen Budgets finanziert werden. Besondere Schwerpunkte liegen auf der Wiederherstellung bedeutender Flüsse wie der Oder, Elbe und Donau sowie auf Projekten zum Schutz von Auenwäldern in der Lausitz.
Österreich
Österreich unterstützt das EU-Renaturierungsgesetz und hat dabei eigene Prioritäten festgelegt, die insbesondere den Alpenraum berücksichtigen. Ein zentraler Fokus liegt auf der Renaturierung großer Flüsse wie Donau, Inn und Mur, die durch umfangreiche Maßnahmen wieder naturnaher gestaltet werden sollen. Bis zum Jahr 2035 ist geplant, insgesamt 10.000 Hektar Auenlandschaft zu renaturieren und so wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten zurückzugewinnen. Zur Finanzierung dieser Projekte werden neben nationalen Mitteln auch Gelder aus dem EU-„Green Recovery Fund“ eingesetzt, um eine nachhaltige Umsetzung der Maßnahmen zu gewährleisten.
Schweiz
Obwohl die Schweiz nicht Teil der EU ist, verfolgt sie ehrgeizige Ziele zur Renaturierung und setzt dabei auf eine klare gesetzliche Grundlage. Seit 2011 verpflichtet das Gewässerschutzgesetz dazu, Flüsse und Seen gezielt zu revitalisieren und ihre natürlichen Strukturen wiederherzustellen. Zu den wichtigsten Projekten gehören die Renaturierung von Flussabschnitten der Rhone und des Rheins sowie die ökologische Aufwertung mehrerer Alpenseen. Bis 2030 soll erreicht werden, dass 80 Prozent aller Fließgewässer strukturell verbessert sind, um die ökologische Vielfalt zu fördern und die Wasserqualität nachhaltig zu sichern.
Welche Fischarten profitieren?
Renaturierungsmaßnahmen schaffen strukturreiche Lebensräume, verbessern die Wasserqualität und fördern die Fischvielfalt. Hier sind einige Beispiele für profitierende Fischarten und ihre bevorzugten Lebensräume:
- Äsche (Thymallus thymallus):
- Lebensraum: Klare, kühle Fließgewässer mit Kiesböden.
- Profit durch: Kiesbettrenaturierungen und Strukturanreicherung.
- Bachforelle (Salmo trutta fario):
- Lebensraum: Sauerstoffreiche, kühlere Flüsse mit Schattenzonen.
- Profit durch: Rückbau von Begradigungen und Schaffung von Laichplätzen.
- Hecht (Esox lucius):
- Lebensraum: Uferzonen mit dichter Vegetation.
- Profit durch: Schaffung von Flachwasserzonen.
- Barbe (Barbus barbus):
- Lebensraum: Große Flüsse mit Kies- und Sandböden.
- Profit durch: Wiederanbindung von Seitenarmen und Auen.
- Schneider (Alburnoides bipunctatus):
- Lebensraum: Mittelgroße Flüsse mit hoher Strömungsgeschwindigkeit.
- Profit durch: Strömungshindernisse und natürliche Ufer.
Auswirkungen auf das Sportfischen
Die Renaturierung hat direkte und indirekte Folgen für das Angeln:
Positiv:
- Höhere Fischvielfalt: Natürliche Gewässer fördern das Wachstum stabiler Fischpopulationen.
- Nachhaltige Bestände: Verbesserte Lebensbedingungen steigern die Fortpflanzungsrate nativer Arten.
- Attraktive Angelreviere: Renaturierte Gebiete bieten bessere Fangerlebnisse.
Herausforderungen:
- Einschränkungen während der Bauphase: In einigen Gebieten kann das Angeln durch Bauprojekte eingeschränkt sein.
- Regulierungen: Der Schutz bestimmter Laichgebiete kann zu zeitweiligen Fangverboten führen.
Grafik: Renaturierung und Fischpopulationen (2015-2024)
Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Fischpopulationen (Äsche und Bachforelle) vor und nach Renaturierungsmaßnahmen:
Diese Grafik illustriert die signifikante Zunahme der Fischpopulationen in den Renaturierungsgebieten. Die dargestellten Daten basieren auf typischen Trends aus Studien und Monitoringprojekten.
Weiterführende Informationen:
EU-Renaturierungsgesetz (2024):
- EU-Initiative zur Wiederherstellung degradierter Ökosysteme.
- Details zu Zielen und Verpflichtungen finden sich im offiziellen EU-Gesetzestext: europa.eu
WWF Deutschland und Österreich:
- Berichte und Studien zur Fischotterpopulation und Renaturierungsmaßnahmen.
- Webseite: wwf.de und wwf.at
Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU):
- Studien zu Renaturierungsprojekten und deren Auswirkungen auf die Fischpopulationen in Bayern.
- Webseite: lfu.bayern.de
Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU):
- Informationen zur Renaturierung und deren Effekte auf Gewässerökosysteme.
Fachliteratur zur Gewässerökologie:
- Bücher und wissenschaftliche Artikel, wie:
- „Ökologische Aspekte der Gewässerrenaturierung“ von Prof. Dr. Günter Bruns.
- „Biodiversität und Wasserqualität“ von Hans-Jürgen Hummel.
Fischereiverbände:
- Berichte und Statistiken zu Fischpopulationen vor und nach Renaturierungsmaßnahmen, bereitgestellt von nationalen Fischereiverbänden.
- Beispielsweise: Deutscher Angelfischerverband (DAFV): dafv.de