Fischarten

Schwarzmeergrundeln in der Schweiz

Herausforderungen bei der Eindämmung dieser invasiven Art

Invasive Arten stellen eine der größten Bedrohungen für die Biodiversität in Gewässern dar. Eine besondere Herausforderung für die Schweizer Gewässer ist die Ausbreitung der Schwarzmeergrundeln, insbesondere der Schwarzmundgrundel und der Kesslergrundel. Diese Fische stammen ursprünglich aus dem Schwarzmeergebiet und haben sich seit ihrer Einführung in europäische Gewässer rasant ausgebreitet. In der Schweiz wurden sie erstmals 2011 im Rhein bei Basel entdeckt. Seither hat sich die Population massiv vergrößert, was erhebliche ökologische, wirtschaftliche und managementbezogene Herausforderungen mit sich bringt.

Herkunft und Ausbreitung

Die Schwarzmeergrundeln gelangten durch die Nutzung von Ballastwasser von Frachtschiffen aus dem Schwarzmeergebiet zunächst in die großen Flüsse Westeuropas, darunter die Donau und den Rhein. Die erste Sichtung in der Schweiz erfolgte 2011 bei Basel, als die Schwarzmundgrundel nachgewiesen wurde. Im Jahr darauf folgte der Nachweis der Kesslergrundel.

Seitdem hat sich die Ausbreitung entlang des Rheins bis zum Kraftwerk Rheinfelden erstreckt, und die Grundeln wurden auch in kleineren Nebenflüssen gesichtet. Ihr Erfolgsrezept liegt in ihrer Anpassungsfähigkeit: Sie tolerieren eine Vielzahl von Umweltbedingungen, von trüben bis klaren Gewässern, und können sich in Flüssen, Seen und Teichen etablieren.

Laut Untersuchungen des Eidgenössischen Instituts für Wasserforschung (Eawag) könnten sie auch in andere Flusssysteme wie die Aare oder den Bodensee gelangen, wenn keine Präventionsmaßnahmen ergriffen werden.

Ökologische Auswirkungen

Die Schwarzmeergrundeln haben in den betroffenen Gewässern signifikante Auswirkungen auf die heimische Fischfauna:

Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum
Die Grundeln ernähren sich von Muscheln, Krebsen, kleinen Fischen und Fischlaich. Durch ihre hohe Reproduktionsrate – ein Weibchen kann bis zu sechs Mal pro Jahr ablaichen – dominieren sie schnell die Fischgemeinschaften und verdrängen einheimische Arten wie Nasen, Äschen und Forellen.

Beeinträchtigung der Fortpflanzung einheimischer Arten
Schwarzmeergrundeln fressen den Laich von heimischen Fischen und stören dadurch deren Fortpflanzung. Besonders betroffen sind kieslaichende Arten wie Äschen, deren Eier in den Lücken der Kiesbänke abgelegt werden, wo Grundeln leicht Zugang haben.

Veränderung des Ökosystems
Die Grundeln verändern die Nahrungsnetze der Gewässer, da sie selbst eine Nahrungsgrundlage für größere Räuber wie Hechte oder Welse darstellen. Diese Veränderung hat jedoch negative Folgen für die Balance im Ökosystem.

Studien zum Thema Schwarzmeergrundeln in der Schweiz

Wissenschaftler in der Schweiz haben in den letzten Jahren zahlreiche Studien zu Schwarzmeergrundeln durchgeführt:

Die Universität Basel überwacht seit 2012 die Population der Schwarzmeergrundeln im Rhein bei Basel, um das Ausbreitungsmuster dieser invasiven Art und deren Auswirkungen auf die einheimische Fischfauna besser zu verstehen. Parallel dazu hat das Eidgenössische Institut für Wasserforschung (Eawag) Modellierungen erstellt, um vorherzusagen, welche Gewässer in der Schweiz besonders von der Grundelausbreitung betroffen sein könnten. Nach den Prognosen der Eawag könnten die Grundeln in den kommenden Jahren den Bodensee sowie andere große Flüsse und Seen erreichen. Ergänzend dazu hat die Universität Zürich eine Untersuchung durchgeführt, die zeigt, dass Schwarzmeergrundeln in betroffenen Gewässern bis zu 30 Prozent des Laichs von Äschen und Forellen fressen können, was erhebliche negative Auswirkungen auf die Bestände dieser empfindlichen Arten hat.

Bekämpfungs- und Präventionsmaßnahmen

Die Schweiz hat verschiedene Strategien entwickelt, um die Ausbreitung der Schwarzmeergrundeln zu begrenzen. Dazu gehört ein umfassendes Monitoring, bei dem Fischer und Wissenschaftler regelmäßig Kontrollen durchführen, um neue Populationen frühzeitig zu identifizieren. Zusätzlich wurden spezielle Regeln für Fischer eingeführt, die vorschreiben, dass gefangene Grundeln getötet werden müssen. Es ist verboten, sie wieder ins Wasser zu setzen oder als Köder zu verwenden. Um die Öffentlichkeit einzubeziehen, gibt es Aufklärungskampagnen, die Fischer, Bootsbesitzer und Wassersportler über die Gefahren der Schwarzmeergrundeln informieren. Dabei wird auch betont, wie wichtig es ist, Boote und Ausrüstungen gründlich zu reinigen, bevor sie in andere Gewässer gebracht werden. Langfristig setzt die Schweiz zudem auf Renaturierungsmaßnahmen, wie die Wiederherstellung naturnaher Flussläufe und die Schaffung von Rückzugsgebieten für heimische Fische, um die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme zu stärken.

Warum ist die Eindämmung so schwierig?

Die Schwarzmeergrundeln stellen eine große Herausforderung dar, da sie extrem anpassungsfähig sind. Sie tolerieren unterschiedlichste Wasserbedingungen und haben kaum natürliche Feinde in den neuen Lebensräumen. Zudem verbreiten sie sich durch Schiffe, Angler oder Wasservögel schnell in neue Gewässer.

Blick in die Zukunft

Die Schwarzmeergrundeln haben sich in der Schweiz etabliert und sind eine ernste Bedrohung für die heimische Fischfauna. Ihre Kontrolle erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Behörden und Fischereiverbänden. Obwohl Präventionsmaßnahmen ergriffen wurden, bleibt die Situation herausfordernd. Nur durch langfristige Überwachung, gezielte Maßnahmen und die Förderung naturnaher Lebensräume können die negativen Auswirkungen auf die einheimische Biodiversität begrenzt werden.

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