Hecht

Studie: Hechte lassen sich schwerer fangen

Werden Hechte wirklich schlauer? – Warum Fische vorsichtiger werden

Die Bodden rund um Rügen galten lange als eines der besten Hechtreviere Europas. Gewaltige Fische, spektakuläre Drills und ein fast garantierter Erfolg machten das Gebiet zu einem Hotspot für Angler. Doch in den letzten Jahren ist es merklich schwieriger geworden, einen kapitalen Boddenhecht an den Haken zu bekommen.

Die Fische sind da, doch sie lassen sich seltener überlisten. Woran liegt das? Und bedeutet das, dass Hechte tatsächlich „schlauer“ werden?

Ein Rückgang der Fangzahlen – aber warum?

Viele Angler berichten von nachlassenden Fängen, selbst in Gebieten, die früher als wahre Goldgruben für kapitale Hechte galten. Doch es gibt nicht nur weniger Fische, sondern die verbleibenden scheinen sich auch anders zu verhalten. Sie folgen Kunstködern oft nur noch interessiert, drehen dann aber ab. Andere bissen früher energisch zu, heute hingegen scheinen sie regelrecht misstrauisch.

Die Forschung bestätigt diese Beobachtungen. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Humboldt-Universität Berlin zeigt, dass die Freizeitfischerei Hechte beeinflusst – und zwar nicht nur durch Entnahme, sondern auch durch Verhaltensanpassungen der Fische. Besonders in Gebieten mit hoher Angeldichte sind Hechte seltener und beißen deutlich vorsichtiger an als in Schutzgebieten, in denen kaum geangelt wird.

Lernen durch Erfahrung – Wie Hechte sich anpassen

Dass Hechte aus Erfahrung lernen, ist längst kein Geheimnis mehr. Fische, die bereits einmal gefangen und wieder freigelassen wurden, erkennen typische Gefahrenquellen. Kunstköder, Boote oder sogar bestimmte Bewegungsmuster des Wassers können sie mit einer negativen Erfahrung verknüpfen. Dies führt dazu, dass sie vorsichtiger auf Reize reagieren und nicht mehr so ungestüm zupacken wie noch vor Jahren.

Ein weiteres Phänomen ist die sogenannte künstliche Selektion durch Angeldruck: Hechte, die besonders aggressiv und leicht zu fangen sind, werden häufiger entnommen. Das bedeutet, dass über die Zeit eher zurückhaltendere, vorsichtigere Individuen überleben und sich fortpflanzen. Die neuen Generationen von Hechten könnten also über genetische Anpassung „lernresistenter“ oder weniger bissfreudig sein als frühere Populationen.

Veränderungen im Verhalten – Ein evolutionärer Vorteil?

In Schutzgebieten, wo kaum geangelt wird, lassen sich Hechte mit klassischen Methoden noch leichter fangen. Die Studie hat gezeigt, dass dort deutlich mehr Fische auf Kunstköder reagieren. In den stark befischten Bodden hingegen sind sie zurückhaltender – selbst wenn sie dem Köder nachschwimmen, kommt es oft nicht zum Biss.

Auch die Fluchtstrategien haben sich verändert. Während Hechte früher oft nach einem Fehlbiss ein zweites oder drittes Mal zuschnappten, kommt es mittlerweile häufiger vor, dass sie sich nach einem Fehlbiss komplett zurückziehen. Zudem lösen sie sich häufiger vom Haken, was auf eine gezieltere Kampfstrategie schließen lässt.

Was bedeutet das für Angler?

Für Angler bedeutet diese Entwicklung, dass die Erfolgsquote sinkt, wenn weiterhin mit den gleichen Methoden gefischt wird. Es braucht eine Anpassung der Angeltechniken, um weiterhin erfolgreich auf Hecht zu fischen. Dazu gehören:

Veränderte Köderführung: Statt stumpfem Einkurbeln sind variierende Einholtechniken mit Pausen und plötzlichen Richtungswechseln effektiver.

Naturnahe Präsentation: Die Hechte haben gelernt, künstliche Muster zu erkennen. Unauffällige, realistische Köder sind oft erfolgreicher als grelle Reize.

Wechselnde Köderarten: Hechte lernen, typische Kunstköder zu meiden. Unkonventionelle Köder oder größere Naturköder können die Lösung sein.

Neue Gewässer erkunden: Weniger befischte Reviere bieten bessere Chancen auf unvorsichtigere Hechte.

Gezielte Beißzeiten nutzen: Dämmerung, Nebel oder windige Bedingungen können die Skepsis der Fische senken.

Ergebnis der Hecht Studie – Intelligenter Raubfisch oder eine logische Entwicklung?

Ob Hechte wirklich „schlauer“ werden oder einfach nur anpassungsfähiger, bleibt Interpretationssache. Klar ist jedoch: Sie lernen aus ihren Erfahrungen und zeigen in stark beangelten Gebieten ein zunehmend ausgeklügeltes Vermeidungsverhalten. Angler müssen sich darauf einstellen und ihre Techniken anpassen, um weiterhin erfolgreich zu sein. Wer sich auf die neuen Herausforderungen einlässt, kann auch heute noch kapitale Hechte fangen – es braucht nur etwas mehr Geduld, Kreativität und die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln.

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