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Wie gut hören Fische? – Einblick in das Gehör unter Wasser

Beim Angeln gehört es zum guten Ton, sich leise zu verhalten – das gilt besonders für Ansitze am klaren Ufer eines Sees oder beim Watangeln in einem ruhigen Fluss. Doch wie gut hören Fische wie Karpfen, Hecht & Co. wirklich? Und stellt Lärm am Ufer tatsächlich ein Problem dar, das den nächsten großen Fang verhindern kann? Dieser Artikel erklärt, wie gut Fische hören, welche Unterschiede es zwischen Friedfischen und Raubfischen gibt und was Angler beachten sollten, um ihre Chancen auf Erfolg nicht zu schmälern.


Das Gehör der Fische – Hören unter Wasser

Fische verfügen zwar nicht über Ohren wie wir Menschen, doch sie besitzen ein ausgeklügeltes System zur Wahrnehmung von Schallwellen. Ihr „Gehör“ setzt sich aus zwei Hauptkomponenten zusammen:

Innenohr: Das Innenohr der Fische ist vergleichbar mit dem menschlichen, nur dass es keine äußere Ohrmuschel gibt. Fische nehmen Schall direkt durch ihren Körper und das umgebende Wasser wahr. Das Wasser leitet Geräusche sogar besser als Luft, was bedeutet, dass Fische Schwingungen im Wasser exzellent erkennen können.

Seitenlinienorgan: Zusätzlich nutzen Fische ihr Seitenlinienorgan, ein Sinnesorgan, das entlang des Körpers verläuft und auf Druckunterschiede sowie Vibrationen im Wasser reagiert. Es hilft ihnen, Bewegungen und Geräusche zu spüren, die auf größere Entfernung übertragen werden.


Wie empfindlich hören Fische wirklich?

Fische sind vor allem auf tieffrequente Töne spezialisiert. Geräusche wie ein lautes Platschen oder dumpfe Erschütterungen durch Schritte am Ufer sind für sie besonders gut wahrnehmbar.

  • Leise, konstante Geräusche wie das Rascheln von Laub oder normale Gespräche am Ufer haben hingegen nur geringen Einfluss auf die Fische, da sie sich an solche Hintergrundgeräusche gewöhnen können.
  • Plötzlich auftretende Geräusche wie das Fallenlassen eines Eimers, schwere Schritte oder ein harter Einschlag des Köders auf die Wasseroberfläche wirken alarmierend und vertreiben die Fische oft.
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Die Wahrnehmung von Geräuschen von Fischen beschränkt sich nicht nur auf das klassische hören.

Karpfen, Hecht & Co. – Unterschiede im Hörvermögen

Nicht alle Fischarten hören gleich gut. Die Unterschiede hängen stark von der Lebensweise und den Lebensräumen der Fische ab.

1. Friedfische wie Karpfen, Brassen und Rotaugen

Friedfische wie der Karpfen sind vor allem durch ihr gutes Seitenlinienorgan in der Lage, Schwingungen und Geräusche im Wasser wahrzunehmen. Karpfen sind besonders vorsichtig und reagieren empfindlich auf Erschütterungen und plötzliche Geräusche. Ein Karpfenangler, der sich mit schweren Schritten dem Ufer nähert oder unvorsichtig seine Montagen auswirft, wird in klaren Gewässern schnell die Scheuchwirkung spüren.
Tipp für Karpfenangler: Leise Bewegungen und eine langsame Köderpräsentation sind entscheidend. Ein zu harter Einschlag der Montage ins Wasser kann den Fisch misstrauisch machen.

2. Raubfische wie Hecht, Zander und Wels

Raubfische wie der Hecht und der Zander verfügen zwar ebenfalls über ein feines Hörvermögen, verlassen sich beim Beutefang jedoch stärker auf ihren Sehsinn und das Seitenlinienorgan, um Bewegungen zu orten. Sie reagieren weniger empfindlich auf leisere Geräusche, sind aber auf plötzliche Bewegungen und Vibrationen sehr aufmerksam.
Interessant: Ein Gummifisch, der zappelt und durch das Wasser geführt wird, erzeugt Schallwellen, die Raubfische deutlich wahrnehmen und als potenzielle Beute deuten können.
Tipp für Raubfischangler: Zu viel Lärm am Ufer mag weniger Einfluss haben, aber Geräusche wie das Klatschen der Wathose oder unnatürliche Vibrationen im Wasser können den Fisch abschrecken. Ein vorsichtiger Köderkontakt lohnt sich also immer.

3. Forellen und andere Salmoniden

Forellen und ihre Artgenossen sind sehr geräuschempfindlich, besonders in klaren Flüssen und Bächen. Sie reagieren extrem sensibel auf Erschütterungen und Geräusche von außen. Das Betreten von kiesigem oder felsigem Untergrund erzeugt Vibrationen, die Forellen über ihr Seitenlinienorgan wahrnehmen.
Tipp für Forellenangler: Beim Fliegenfischen oder Spinnfischen empfiehlt es sich, so unauffällig wie möglich zu agieren und die Köder behutsam ins Wasser zu werfen.


Unterschiede zwischen Friedfischen und Raubfischen

Zusammengefasst lässt sich sagen:

  • Friedfische wie Karpfen hören sehr gut und reagieren empfindlich auf Geräusche und Vibrationen, vor allem in ruhigen Gewässern.
  • Raubfische wie Hecht oder Zander verlassen sich stärker auf andere Sinne (Sehsinn, Seitenlinienorgan), sind aber trotzdem in der Lage, Geräusche wahrzunehmen, vor allem Schwingungen und plötzliche Bewegungen.
  • Forellen in klaren Fließgewässern sind die empfindlichsten Fische, wenn es um Geräusche und Erschütterungen geht.

Praktische Tipps für Angler: So vermeiden Sie unnötigen Lärm

  1. Leise Bewegung am Ufer: Vermeiden Sie schwere Schritte, rutschen Sie lieber auf dem Boden und bleiben Sie in Deckung.
  2. Sanftes Werfen der Montage: Lassen Sie Ihre Montage kontrolliert und nicht zu hart ins Wasser fallen.
  3. Ruhiges Verhalten im Boot: Beim Bootsangeln sind Geräusche, die sich durch den Rumpf auf das Wasser übertragen, besonders störend. Vermeiden Sie lautes Hantieren.
  4. Keine unnötigen Vibrationen: Alles, was im Wasser „unnatürlich“ wirkt, kann Fische abschrecken. Auch das unnötige Bewegen von Ästen oder Ufervegetation kann Geräusche verursachen.

Fazit: Fische hören besser, als man denkt

Fische verfügen über ein erstaunlich feines Gehör – nicht im klassischen Sinne, aber durch ihre Fähigkeit, Schallwellen und Vibrationen wahrzunehmen. Besonders Friedfische wie Karpfen reagieren empfindlich auf Lärm und Erschütterungen, während Raubfische wie Hecht und Zander weniger schreckhaft sind, solange die Bewegungen im Wasser natürlich wirken.

Als Angler lohnt es sich daher, am Wasser stets leise und bedacht zu agieren. Wer seine Umgebung respektiert und sich an die Bedürfnisse der Fische anpasst, hat nicht nur bessere Chancen auf einen erfolgreichen Fang, sondern erlebt das Angeln auch als das, was es ist: Eine ruhige, harmonische Verbindung zur Natur.

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