Wie gut riechen Fische? Eine Betrachtung des Geruchssinns heimischer Fischarten

Fische besitzen einen unglaublich feinen Geruchssinn, der für ihr Überleben in der Unterwasserwelt essenziell ist. Von der Nahrungssuche bis zur Orientierung spielt der Geruchssinn eine entscheidende Rolle. Dieser Artikel beleuchtet den Geruchssinn aus wissenschaftlicher Perspektive und kombiniert diese Erkenntnisse mit praktischen Tipps für Angler, die sich diesen Sinn zunutze machen können.
Der Geruchssinn von Fischen: Anatomie und Funktion
Fische nehmen Gerüche über ihre Nasengruben auf, kleine Öffnungen auf der Kopfoberfläche. Diese sind mit hochsensiblen Riechzellen ausgestattet, die chemische Moleküle im Wasser wahrnehmen und an das Riechhirn weiterleiten. Besonders empfindlich sind sie gegenüber Aminosäuren und anderen Molekülen, die oft mit Nahrung assoziiert werden (Hara, 1992).
Untersuchungen zeigen, dass heimische Arten wie der Aal (Anguilla anguilla) und die Forelle (Salmo trutta) äußerst fein auf chemische Signale reagieren. Aale nutzen ihren Geruchssinn, um Beutetiere auch in trûen Gewässern zu finden, während Forellen mithilfe von Geruchssignaturen ihre Laichgewässer wiedererkennen (Hasler & Scholz, 1983).
Fische mit besonders ausgeprägtem Geruchssinn
Zu den Spitzenreitern unter den heimischen Fischarten gehören:
- Aal: Extrem empfindlich, auch in trûer Umgebung.
- Forelle: Nutzt den Geruchssinn zur Orientierung und Nahrungssuche.
- Karpfen: Reagiert besonders stark auf Aminosäuren in der Nahrung.
Diese Arten haben sich über Millionen Jahre hinweg an ihre Lebensräume angepasst, indem sie spezifische chemische Signale erkennen und verarbeiten können.

Der Geruchssinn beim Angeln: Praxistipps für Angler
Angler wissen: Ein guter Köder muss nicht nur gut aussehen, sondern auch gut riechen! Lockstoffe sind ein wichtiger Bestandteil vieler Angelstrategien. Besonders effektiv sind natürliche Aromen wie Aminosäuren, die für Fische wie Karpfen eine Art „Nahrungsduft“ darstellen.
Was können Fische riechen?
Fische nehmen viele chemische Stoffe wahr – aber für uns Angler sind vor allem zwei Stoffgruppen spannend:
✅ Aminosäuren
Die stecken in natürlichem Futter (Würmer, Schnecken, Fischmehl etc.) und lösen bei vielen Arten den „Fressreflex“ aus. Sie werden ganz fein ins Wasser abgegeben – Fische folgen dieser Duftspur zur Nahrungsquelle. Besonders Karpfenartige (Karpfen, Rotaugen, Barben…) reagieren extrem gut auf natürliche Aminosäuren.
✅ Gallensäuren
Weniger bekannt, aber super spannend: Gallensäuren entstehen bei der Verdauung und werden von Fischen ausgeschieden. Das zieht neugierige Artgenossen an – und erklärt, warum ständiges Nachfüttern oder Anfüttern über Tage so gut funktioniert.
Hier einige Tipps für den Einsatz von Lockstoffen:
Natürliche Lockstoffe verwenden: Achten Sie darauf, natürliche Duftstoffe einzusetzen, da chemische Duftstoffe die Umwelt belasten können.
Aromatisierte Köder ausprobieren: Versuchen Sie auch bei Raubfischen und Salmoniden den Geruchssinn der Fische anzusprechen, so können speziell behandelte Köder die Attraktivität steigern.
Dosierung beachten: Zu viel des Guten kann Fische abschrecken. Testen Sie verschiedene Konzentrationen.
So funktioniert die „Fisch-Nase“
Fische haben gut entwickelte Nasenöffnungen (Naris) auf der Schnauze – jeweils zwei Löcher: eins für den Wassereinlass, eins für den Auslass. Beim Schwimmen oder Atmen wird Wasser durch diese Nasengänge gepumpt, vorbei an einer gefalteten Struktur. Je mehr Falten dort vorhanden sind, desto sensibler ist der Geruchssinn. Ein Hecht hat vielleicht 9 Faltungen – ein Aal dagegen bis zu 90! Kein Wunder also, dass Aale rund 1000-mal besser riechen als Hechte.
Lernen durch Duft
Fische können lernen, bestimmte Gerüche mit Futter zu verbinden. Wenn du z. B. regelmäßig einen neuen Boilie oder Pellet mit besonderem Aroma einsetzt und die Fische ihn erfolgreich fressen, verknüpfen sie diesen Duft mit Futter – sie suchen aktiv danach!
Aber Achtung: Wenn dieser Geruch oft mit Haken und Drill verknüpft wird, entsteht der gegenteilige Effekt – Misstrauen!
Der Geruchssinn ist ein faszinierendes Werkzeug heimischer Fische und ein Schüssel zu ihrem Überleben. Für Angler bietet dieses Wissen die Möglichkeit, ihre Techniken zu verfeinern und nachhaltiger zu gestalten. Ob wissenschaftlich oder praktisch – wer die Welt der Gerüche versteht, hat beim Angeln die Nase vorn.
Weiterführende Literatur:
Hara, T. J. (1994). Olfaction and gustation in fish: an overview.
Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über den Geruchs- und Geschmackssinn bei Fischen.
Link zur Quelle
Hasler, A. D., & Scholz, A. T. (1983). Olfactory Imprinting and Homing in Salmon.
Dieses Buch untersucht den Mechanismus des olfaktorischen Imprägens und der Heimkehr bei Lachsen.
Link zur Quelle
Diese Quellen bieten vertiefende Einblicke in die olfaktorischen Fähigkeiten von Fischen und deren Bedeutung für Verhalten und Orientierung.



