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Wie gut sehen Fische?

Das Sehvermögen von Fischen ist ein faszinierendes Thema, das nicht nur Biologen interessiert, sondern auch Angler vor einige Herausforderungen stellt. Fische sind in vielerlei Hinsicht auf ihre Augen angewiesen, um in ihrer Unterwasserwelt zu überleben. Doch wie gut können sie wirklich sehen, und was bedeutet das für das Verhalten am Wasser?

Die Augen der Fische: Anpassung an die Unterwasserwelt

Fische haben ein Sehvermögen, das speziell an die Unterwasserbedingungen angepasst ist. Das Licht verhält sich unter Wasser anders als an der Luft: Es wird schnell absorbiert und streut stark, insbesondere in trübem oder tieferem Wasser. Daher haben viele Fische Augen entwickelt, die an ihre jeweilige Lebensumgebung optimal angepasst sind.

  • Lichtwahrnehmung: Fische besitzen in der Regel Zapfen und Stäbchen in ihrer Netzhaut, was ihnen sowohl Farbsehen als auch ein gutes Sehen bei schwachem Licht ermöglicht. In flachen, klaren Gewässern lebende Fische sehen oft Farben besser, während Fische aus tieferen Gewässern auf monochromes Sehen optimiert sind.

  • Sichtfeld: Die Augen der meisten Fische sitzen seitlich am Kopf, was ihnen ein nahezu rundum umfassendes Sichtfeld gibt. Allerdings überlappt das Sichtfeld beider Augen nur geringfügig, sodass ihre Fähigkeit zur Tiefenwahrnehmung eingeschränkt ist.

  • Schärfe und Details: Die Sehschärfe von Fischen ist meist geringer als die des Menschen. Sie erkennen Bewegungen jedoch sehr gut und reagieren empfindlich auf plötzliche Veränderungen in ihrer Umgebung.
Sichtfeld, Fische
Darstellung des Sichtfeldes eines Fisches

Wie gut sehen Fische? Unterschiede im Sehvermögen einzelner Fischarten

Die verschiedenen Fischarten unterscheiden sich teils erheblich in ihrem Sehvermögen, da ihre Augen an spezifische Lebensbedingungen angepasst sind:

  • Karpfen: Karpfen sind mit einer guten Lichtwahrnehmung ausgestattet und erkennen Farben, insbesondere Rot- und Grünbereiche, recht gut. Da sie oft in trübem Wasser leben, können sie Bewegungen im Nahbereich besonders gut wahrnehmen.

  • Zander: Zander sind dämmerungsaktive Raubfische, deren Augen speziell an schlechtes Licht angepasst sind. Sie besitzen eine reflektierende Schicht (Tapetum lucidum), die das vorhandene Licht verstärkt und ihnen ein gutes Sehen bei wenig Licht ermöglicht.

  • Hecht: Der Hecht hat vorwiegend nach vorne gerichtete Augen, was ihm eine ausgezeichnete Tiefenwahrnehmung verleiht. Er erkennt Beutefische auch aus größerer Entfernung und reagiert stark auf Bewegungen.

  • Wels: Der Wels verlässt sich mehr auf seine Barteln und seinen Geruchssinn als auf seine Augen. Dennoch kann er in trübem Wasser Bewegungen und Kontraste wahrnehmen, allerdings mit eingeschränkter Sehschärfe.

  • Forelle: Forellen sind auf klares, sauerstoffreiches Wasser angewiesen und besitzen ein ausgezeichnetes Farbsehen. Sie können ultraviolettes Licht wahrnehmen, was ihnen hilft, Beute auch bei reflektierenden Lichtverhältnissen zu erkennen.

Wie Fische Angler wahrnehmen

Beim Angeln spielt das Sehvermögen der Fische eine entscheidende Rolle. Ihre Augen sind darauf trainiert, Bewegungen über und unter Wasser wahrzunehmen. Das bedeutet, dass sie nicht nur den Köder sehen können, sondern auch den Angler, wenn dieser unvorsichtig agiert.

  • Licht und Reflexionen: Fische können Bewegungen und Reflexionen an der Wasseroberfläche erkennen. Besonders bei sonnigem Wetter wird das Licht von der Wasseroberfläche gebrochen, was den Fischen hilft, auch über Wasser Dinge wahrzunehmen.

  • Sichtwinkel: Da Fische ein weites Sichtfeld haben, können sie in einem Bereich von ungefähr 180° alles wahrnehmen, was um sie herum passiert. Der tote Winkel direkt hinter ihnen ist relativ klein, was bedeutet, dass sich ein Angler vorsichtig und möglichst unauffällig bewegen sollte.

  • Lichtbedingungen: Bei schlechtem Licht, etwa in der Dämmerung oder bei trübem Wetter, wird es für Fische schwieriger, Details zu erkennen. Dennoch nehmen sie Bewegungen und Schatten wahr, weshalb es ratsam ist, sich auch dann leise und behutsam zu verhalten.

Verhaltenstipps für Angler

Um die Sichtweise der Fische beim Angeln zu nutzen und nicht selbst entdeckt zu werden, können folgende Verhaltensregeln hilfreich sein:

  1. Unauffällige Kleidung: Helle oder kontrastreiche Kleidung kann von Fischen bemerkt werden. Tragen Sie gedeckte Farben, die sich in die Umgebung einfügen.
  2. Bewegungen minimieren: Vermeiden Sie plötzliche oder hektische Bewegungen. Langsames, gleichmäßiges Verhalten hilft, die Fische nicht zu verschrecken.
  3. Lichtverhältnisse beachten: Nutzen Sie die Dämmerung oder bewölkten Himmel, um weniger sichtbar zu sein. Achten Sie darauf, nicht gegen das Licht zu stehen, da Ihre Silhouette sonst leicht erkannt werden kann.
  4. Standortwahl: Positionieren Sie sich so, dass Sie im toten Winkel der Fische bleiben. Dies gelingt oft, indem Sie sich hinter Objekten wie Sträuchern oder Felsen verstecken.

Fische verfügen über ein erstaunliches Sehvermögen, das perfekt auf ihre Lebensumgebung abgestimmt ist. Als Angler sollten Sie dieses Wissen nutzen, um sich unauffällig zu verhalten und die Gewohnheiten der Fische besser zu verstehen. Mit der richtigen Technik und einem Gespür für die Unterwasserwelt können Sie Ihre Chancen auf einen erfolgreichen Fang erheblich steigern.


Quellen:

Österreichischer Fischereiverband. (n.d.). „Verhaltenstipps am Wasser“.

Horvath, G., & Varju, D. (2004). Polarized Light in Animal Vision. Springer.

Douglas, R. H., & Djamgoz, M. B. A. (1990). The Visual System of Fish. Springer-Verlag.

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